Von allen Seiten skeptische Blicke: Sardinien? Im Februar? Warum denn? Die Reiseführer sind übervoll mit Bildern von preisgekrönten, schneeweißen Stränden, felsigen Steilwänden und türkisfarbenen Buchten. Sardinien = Strandurlaub, so lautet das ungeschriebene Gesetz. Dabei heißt es in meinem immerhin fast 700 Seiten umfassenden Reiseführer: “Sardinien ist schlicht zu groß, zu vielfältig, zu unentdeckt, um es in allen Facetten in einem Buch vorzustellen (…).” Etwa doch mehr als “nur” Strand? Wir waren gespannt und – zugegeben, auch etwas skeptisch. Und flogen vollkommen außerhalb der Saison auf die Insel, die man von München aus in nur rund eineinhalb Flugstunden erreicht. Sie zeigte sich uns jeden Tag mit einem ganz anderen, überraschenden Gesicht. Hier Gesicht Nummer eins: Posada, das Felsendorf.
Posada, das Felsendorf
Tagelang haben wir über den Wohnort der Wahl gerätselt. Am Ende fiel die Entscheidung auf Posada, denn dort hatten wir ein wunderbares Appartement gefunden. Posada ist ein in einen Felshügel gebautes Dorf im Nordosten der Insel mit weniger als 3.000 Einwohnern.
Stellt man sich ein Dorf vor, dass viel von seiner mittelalterlichen Geschichte behalten hat, hat man ein gutes Bild von Posada. Seine winzigen Gassen mit grobem Kopfsteinpflaster führen teilweise steil hinauf zu den Überresten des Burgturms. Viele Häuser sind geradezu in die Felsen gebaut, innen bestehen die Wände aus rohem Gestein.
Nicht wenige Grundstücke sind verfallen – hier können die Alten nicht wohnen, weil das Gelände so uneben ist und die fußläufig erreichbare Infrastruktur fehlt, und die Jungen wollen es nicht mehr. Es gibt eine kleine, verwinkelte Altstadt un eine weniger schöne, aber für den Alltag praktische Neustadt.
Im Frühjahr ist der altstädtische Teil des Dorfes beinahe ausgestorben. Wir sind tagelang kaum jemandem begegnet, kleine Supermärkte, Bäcker und Restaurants waren geschlossen. Wer Ruhe sucht, ist hier sehr richtig. Ob es hier im Sommer noch schön ist, ich weiß es nicht. Sardinien, so hört man es häufig von den Einheimischen auf der Insel, ist im Sommer überlaufen, anstrengend.
Rund um Posada – Strand, Dünen und immer der Blick zurück
Von der Altstadt aus erreicht man schnell den rund einen Kilometer entfernten – man ahnt es: preisgekrönten – Strand. Dort kann man an den Dünen entlang wandern, zwischen Meer und kleinen Flüssen mit Süßwasser hindurch und man ist dabei zumindest im Februar ganz alleine. Dreht man sich um, sieht man das Dorf an seinem Hügel kleben. Der Anblick sieht bei jedem Licht anders aus. Unwirklich. Mal ist man am Mittelmeer, mal an der Ostsee.
Wenn die Sonne langsam untergeht und die Landschaft in ein goldenes Licht taucht, man Richtung Hügel fährt und weiß, da wohne ich – ein schönes Gefühl!
Hier ein Video des Appartements. Habe leider den extremen Weitwinkel benutzt, Schwindelgefahr! ;)
Hier geht’s zu Teil 2 und 3:
Capo Testa – Felsen, wie von Dali gemalt (2) ☸ Vallicciola und Monte Limbara – Das Kanada der Insel (3)
Sehr nett…